Das Medium Film ist schon sehr faszinierend. Nicht nur das Endprodukt, der Film, sondern auch die Art und Weise wie Filme entstehen. Persönlich finde [...]

Im Gespräch mit Isabel Nieber
Nachhaltige Mode aus zweiter Hand mit fairhands
Isabel Nieber, Autorin aus Leidenschaft unterhält und informiert gleichermaßen mit ihrem Blog “begriffslustig”. Nun stemmte die dreifache Mutter ihr neuestes Projekt aus dem Boden: fair-hands.de.
Hallo Isabel, du hast erst kürzlich fairhands ins Leben gerufen. Wie fühlt sich das an?
Irgendwie durchwachsen. Ich weiß nicht, wie das Unternehmen ankommen und sich entwickeln wird und das macht es spannend. Aber ich freue mich auch, weil mir dieses Projekt am Herzen liegt. Und es fühlt sich ein wenig unwirklich an, weil ich für gewöhnlich nicht irgendwelche Unternehmen gründe.
Was ist fairhands und was macht es so besonders?
fairhands ist ein kleiner Online-Shop, der Secondhand-Kleidung vertreibt und dabei auf nachhaltige Labels spezialisiert ist. Damit ist fairhands eine Schnittstelle und verbindet hochwertige Fair Fashion mit Secondhand. Die Kleidungsstücke sind in den meisten Fällen mit Siegeln wie GOTS oder Fair Wear Foundation zertifiziert und dadurch, dass die Ware aus zweiter Hand kommt, ist sie auch etwas fürs kleine Budget.
Fair-Fashion trifft auf Secondhand: Es klingt so simpel. Dennoch eine komplette Marktnische. Wie bist du auf Idee gekommen?
So ein Shop hat mir einfach selbst noch gefehlt. Ich will auch beim Kleidungskauf auf mehr Nachhaltigkeit achten und bevorzuge daher Secondhand, lande dann aber automatisch bei Fast Fashion, bei der dann nach dem dritten Waschgang die Nähte verzogen sind. Mir ist hochwertige, langlebige Kleidung lieber. Ein nachhaltig und fair produziertes Kleidungsstück ist im Preis meist angemessen, passt aber nicht immer unbedingt ins Budget und so gönne ich mir das nur sporadisch. Ich habe mir gewünscht, solche Kleidung aus zweiter Hand bekommen zu können, aber musste oft lange und intensiv danach suchen.
Woher kommen die Kleidungsstücke die bei Dir angeboten werden? Können die Leute, die Kleidung einfach bei Dir abgeben? Oder gar verkaufen?
Die Sachen kommen von Privatleuten. Es sind meistens Stücke, die nicht so recht sitzen oder bei denen der Vorbesitzer nach dem Kauf feststellte: “Das ist doch nicht so meine Farbe”. Es kommt auch nicht selten vor, dass die Sachen mal ein Geschenk waren, aber die Konfektion gar nicht passte. Der Vorteil für die Zweitbesitzer ist bei diesen Sachen, dass die eigentlich wie neu sind, da sie nicht wirklich getragen wurden.
Um seine aussortierte Kleidung zu fairhands zu geben, kann man mir einfach mailen und ein paar aussagekräftige Fotos anhängen. Wenn die Kleidung ins Sortiment passt, kaufe ich sie dem Verkäufer direkt ab, inklusive der Versandkosten, wenn sie mir geschickt wird. Auch für den Verkäufer bringt dieses Vorgehen Vorteile: Er bekommt sein Geld sofort, muss nicht auf einen Kommissionsverkauf warten und hat weniger Arbeit, als wenn er selbst Anzeigen schalten würde.
Gibt es da bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit du die guten Stücke annimmst? Du hattest anfangs die Siegel GOTS und Fair Wear Foundation erwähnt, gibt es noch weitere Kriterien?
Nein, also die Siegel sind keine Anforderung bei mir, denn nicht jedes nachhaltige Kleidungsstück ist auch mit einem Siegel zertifiziert. Der Zustand ist sehr wichtig und dass es auch gerade ins Sortiment passt. So würde ich nicht unbedingt ein Sommertop im Winter ankaufen oder auch nicht das 10. Ringelshirt in der gleichen Größe. 🙂 Und der Preis muss für beide Seiten passen. Da fairhands gerade frisch geschlüpft ist und ich ja immer in Vorkasse gehe, kann ich beispielsweise gerade keine dariadéh-Fashion für 70,00 EUR ankaufen.
Nur mal am Rande: Kann ich eigentlich als absoluter Mode-Laie erkennen, ob meine Kleidung das GOTS und Fair Wear Foundation Siegel haben?
Ja. Die Siegel sind auf dem seitlichen Etikett aufgedruckt, auf dem auch die Materialangaben und Pflegehinweise stehen. Ansonsten kann man sich aber auch beim jeweiligen Hersteller informieren. Viele faire Labels schaffen Transparenz und zeigen auf ihrer Homepage, woher die Kleidung kommt und wie sie verarbeitet wurde.
Hast du eine Vision bzw. Alternative, wie insbesondere der Kleidungsmarkt revolutioniert werden könnte?
Oh, revolutionieren ist ein großes Wort. Entsprechende Richtlinien für die produzierenden Unternehmen könnten eine Möglichkeit sein. Aber eher denke ich, dass die Verbraucher umdenken müssten. Wenn es uns Verbrauchern wichtig ist, unter welchen Bedingungen die Sachen hergestellt werden, die wir tragen und wenn uns auch Hochwertigkeit und Qualität wichtiger wären, als jede Saison das Neuste vom Neusten und möglichst billig, dann müssten sich die Hersteller früher oder später darauf einstellen. Dazu muss man aber ein bisschen über den Tellerrand gucken und man muss weg von Masse und der “Geiz-ist-geil-Mentalität”. Was bedeutet das wohl, wenn ein Shirt 10,00 EUR kostet und davon 0,6 % ArbeiterInnen-Lohn und ca. 12 % Materialkosten sind?
Ich finde die Wege toll, die nachhaltige Labels gehen, indem sie zum Beispiel nicht in Masse produzieren, sondern auf ein kleineres Sortiment und zeitlose Designs setzen. Und ich hoffe, dass fairhands dazu beiträgt, sich mit der eigenen Kleidung bewusster und wertschätzender auseinanderzusetzen und dass faire Mode so zugänglicher wird.
Revolutionieren ist vor allem ein langes Wort. Umdenken kostet Kraft und Geduld. Die Richtlinien, die Unternehmen dazu bringen könnten, bei der Produktion umzudenken; die könnten eigentlich schon morgen im EU-Parlament besprochen werden. Glaubst du, es macht Sinn, solche Gesetze auf EU-Ebene anzugehen oder auf internationaler Ebene?
Da die Kleidungsbranche international ist, wäre das sicher hilfreich, Gesetze auf dieser Ebene anzubringen. Allerdings sehe ich da zwei Sachen ganz realistisch:
Zum einen ist das Interesse der Gesetzgeber meist von wirtschaftlicher Natur geprägt und so entspricht es nicht unbedingt ihrer Art, Unternehmen zum Umdenken zu bewegen. Zum anderen ruft ein entsprechendes Gesetz ja nicht auch zwangsweise ein Umdenken bei den Verbrauchern hervor. Von daher denke ich, dass wir diese Geduld schon aufbringen sollten.
Wenn es ganz optimal liefe, würde beides passieren: ein kollektives Umdenken sozusagen – auf Gesetzesebene und bei jedem einzelnen.
Ich glaube, sehr viele Menschen befürworten einen Wandel, in denen Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht. Kannst du den Leuten Tipps geben, wie wir mit Kleinigkeiten im Alltag dazu beitragen können?
Der Mensch braucht eigentlich nicht viel und was er schon gar nicht braucht, sind andere, die ihm sagen, was er zu brauchen hat. Deswegen ist mein erster Tipp: Werbung reduzieren. Ein paar Newsletter abbestellen und öfter mal was Streamen, ist ziemlich erholsam und wirkungsvoll. Ansonsten empfehle ich, Unverpacktes vorzuziehen; das reicht schon, wenn man im Supermarkt die losen Äpfel wählt, statt die im großen Beutel und an dieser Stelle möchte ich gern eine Lanze für Single-Bananen brechen. Einzelne Bananen werden von den Läden weggeworfen, deswegen: Habt ein Herz für Singles! Wer einen fremdländischen Gemüsehändler oder Wochenmarkt in der Nähe hat, kann den Einkauf auch aufteilen und dort Obst und Gemüse besorgen und den Rest im Supermarkt.
Wer einen Schritt weiter gehen möchte, kann auf festes Shampoo oder Duschgel umsteigen. Und was ich auch gerne mag, ist Naturjoghurt im Glas kaufen und dann selbst mit Kompott, frischen Früchten usw. einen Joghurt anrühren. Das ist schnell gemacht, schmeckt viel besser und kommt ohne Plastikbecher aus.
Und wer Lust hat, kann Detektiv spielen: Einfach mal den Inhalt des Gelben Sacks unter die Lupe nehmen und herausfinden, was davon am meisten Müll fabriziert und durch welche Alternativen man das ersetzen könnte.
Deine Tipps klingen allesamt ziemlich inspirierend. Gibt es in deinem Leben echte Inspirationen, die dich dazu bewegen einen nachhaltigen und gesunden Lebensstil zu pflegen?
Sehr inspirierend finde ich Alexandra Miemczyk von lebe lieber unverpackt und die Stammtisch-Abende, die sie organisiert. Ansonsten finde ich viele Anregungen auf Instagram und dort ganz speziell bei Tati von InCapitalLetters und Viktoria Heyn, die vielen auch als naturlandkind bekannt ist.
Und gab es in deiner Jugend inspirierende Leute oder Medien? Zum Beispiel durfte ich mir als Kind damals manchmal “Captain Planet” im Fernsehen anschauen. Das war halt mega für mich damals.
Das liegt schon so lange zurück (lach). Ich habe als Kind gern gelesen und Kassetten gehört und da waren natürlich die Klassiker bei, wie “TKKG” und “Die drei ???” – ich wollte dann auch immer solche Abenteuer erleben. Bei den Büchern habe ich mich in “Anne auf Green Gables” wiedergefunden und in “Bille und Zottel”. Später als Jugendliche hab ich eine Zeit lang gern Biografien gelesen und eher härteren Rock gehört. Da passierte dann auch die Sache mit den grünen Strähnen, aber das ist eine andere Geschichte … .
Harter Rock, grüne Strähnen… Jetzt bin ich schon neugierig geworden. Wie ist es zu den grünen Strähnen gekommen? Gerechtfertigte, jugendliche Rebellion oder gar eine Wette?
Jugendliche Rebellion – vermutlich noch nicht mal gerechtfertigt. Ich wollte eine Zeit lang einfach anders sein, als es von mir erwartet wurde. Die Strähnen waren auch schnell wieder weg, der Musikgeschmack hielt sich aber eine Weile. Und der kleine Rebell, der steckt immer noch ganz tief irgendwo drin, glaube ich.
Die heutige Jugend hat das Thema Nachhaltigkeit gerade durch “Fridays for Future”-Bewegung für sich entdeckt. Kennst du tolle Literatur, die das Thema gerade für die Jüngsten unter uns gut und verständlich aufbereiten?
Ich kenne ein paar Bücher vom Hören bzw. Stöbern, die ich sehr ansprechend finde. Da wären zum Beispiel:
“Vom kleinen Eisbären, dem es zu warm geworden ist”, “#umweltheld in 2 Minuten”, “Storys für Kinder, die die Welt retten wollen”, “Mein weitgereister Erdbeerjoghurt” und “Wie kommt die Milch in die Tüte?”
“Deine Umwelt – Alles hängt zusammen”, “Die Umwelt-Konferenz der Tiere” oder “Wieso? Weshalb? Warum? Wir schützen unsere Umwelt”.
Ich selbst habe ehrlich gesagt nur ein Buch in der Richtung zu Hause – “Grüne Helden – ohne Plastik geht es auch”. Davon bin ich auch sehr begeistert. Und das Tolle an solchen Büchern ist, dass man meistens auch als Erwachsener noch das Eine oder Andere hinzulernen kann.
Zum Beispiel? Was konntest du aus dem Buch “Grüne Helden” für Dich mitnehmen?
Kleine, praktische Tipps für den Alltag, zum Beispiel beim Kauf von Radiergummis darauf zu achten, dass diese aus Natur-Kautschuk sind oder Textmarker in der Buntstift-Variante vorzuziehen. Am Ende im Buch ist eine Anleitung, um aus Kalt-Porzellan Deko-Anhänger herzustellen, das finde ich auch interessant.
Wie bringst du alles unter einen Hut? Familie, Online-Shop und deine freiberufliche Tätigkeit?
Gar nicht – glaube ich jedenfalls.
Ich bemühe mich, Prioritäten zu setzen und immer neu zu justieren: Was ist gerade wichtig? Und das ist dann mal zu trösten, weil es Streit in der Schule gab, mal ist es der Auftrag eines Kunden. Trotzdem verzettel ich mich oft genug und dann muss ein ganz, ganz schnelles Mittagessen her. Und außerdem habe ich den besten Mann der Welt, der mich immer unterstützt, auch wenn das bedeutet, abends mal die Spülbürste zu schwingen.
Vermutlich stehst du damit nicht allein da. 🙂 Hast du bei dem ganzen Stress überhaupt Zeit Hobbys oder anderen erholsamen Tätigkeiten nachzugehen? Falls ja, was machst du, um Dich zu erholen?
Nicht in dem Maße, wie es mir lieb wäre. Aber ich versuche, bewusst Auszeiten einzuplanen. Dann mache ich etwas Sport – allerdings eher aus Gründen der Vernunft, als aus purer Freude daran. In meinem letzten Urlaub habe ich einen ganzen Tag lang nur gelesen – das war herrlich! Und ich bin gerne in der Natur unterwegs. Draußen zu sein, ist die beste Voraussetzung dafür, um den Kopf freizubekommen.
Was bedeuten Glück und Zufriedenheit für Dich?
Mit sich selbst im Reinen zu sein und unabhängig von der Meinung anderer. Das gelingt mir aber eher nicht so und ich stelle mir vor, dass es einem bestimmt innere Ruhe und Zufriedenheit gibt.
Ansonsten verbinde ich Dankbarkeit und Zeit mit Glück. Dankbarkeit, für all das Gute, das ich erleben darf und Zeit zu haben, das zu genießen – aber auch Zeit einzusetzen, um etwas dafür zurückzugeben.
Wenn Du drei Wünsche frei hättest, was würdest Du dir wünschen?
Das mag vielleicht kitschig und idealistisch klingen, aber das wären: eine friedliche, gerechte Welt, ein glückliches Leben für meine Kinder und ein Bungalow am Meer, im Schwedenhaus-Stil – das ist ganz wichtig.
Vermutlich ist das weder kitschig, noch idealistisch. Sondern viel mehr tolle erstrebenswerte Ziele. Und wie sehen deine langfristigen Pläne für fairhands aus? Magst du uns schon was verraten?
Den Markt zu beherrschen.
Kleiner Scherz. Ich möchte es durch fairhands für andere einfach gern leichter machen, sich nachhaltiger zu kleiden und wenn sich das nebenbei als zweites Standbein ausbauen ließe, hätte ich auch nichts dagegen. Wer mal vorbei schauen möchte, ist bei fair-hands.de herzlich willkommen.
Vielen lieben Dank für deine Zeit und das tolle, vor allem aber sehr inspirierende und informative Interview mit Dir. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und Kraft; auch für deinen Online-Shop fairhands. 🙂
fairhands
Hinweis: Bei dem Text handelt es sich um unbezahlte Werbung. Wir finden das Thema einfach gut und schreiben darüber. Erwerbt die Produkte bitte nach eigenem Ermessen.
Falls ihr das Produkt auch gut findet, könnt ihr es auch über unsere Links zu u.a. Thalia, Hugendubel und Amazon erwerben. Dabei handelt es sich um Affiliate-Links. Wir bekommen einen kleinen Betrag vom Shop, einfach dafür das ihr über uns gekommen seit. Ihr bezahlt nichts drauf, sondern bezahlt nur die im Shop angegebenen Konditionen.
Fuento ist werbefrei. Unterstützt Inhalte und erwerbt die Produkte über Fuento.