
Lisa Violetta Gaß im Gespräch Wir haben Frau Gaß über Ihre Arbeit als Regisseurin ausgefragt
Das Medium Film ist schon sehr faszinierend. Nicht nur das Endprodukt, der Film, sondern auch die Art und Weise wie Filme entstehen. Persönlich finde ich es toll, wie so viele Menschen gemeinsam an einem Produkt arbeiten. Wir haben die Gelegenheit gehabt, ein Interview mit der deutschen Regisseurin Lisa Violetta Gaß zu führen.
Der Werdegang
Für die Leute, die Frau Gaß noch nicht kennen: Frau Gaß wurde 1984 in Bingen am Rhein geboren und hat während ihres Abiturs als Regieassistentin beim Hessischen Staatstheater Wiesbaden gearbeitet. Später war sie auch als Regieassistentin, Regiepraktikantin und Dolly Operator an diversen Filmsets unterwegs, bis sie schließlich von 2006 bis 2009 Filmregie an der internationalen filmschule köln (ifs) studierte. Ihr Abschlussfilm "Gisberta" hatte nationalen und internationalen Erfolg und wurde mit diversen Preise ausgezeichnet. Seitdem ist sie kaum zu bremsen und arbeitet für diverse Projekte. Im Jahre 2014 entwickelte sie zusammen mit Max Hüttermann, Matthias vom Schemm, Heike Gnida, Felix von Boehm und Anderen den Film "A Promised Rose Garden", der sich mit der vietnamesischen Parallel-Welt in Berlin beschäftigt. Auch dieser Film wurde ein voller Erfolg und konnte sowohl nationale als auch internationale Preise einheimsen. Derzeit arbeitet Lisa Violetta Gaß an vielen Projekten, u.a. an vier eigenen.
Das Gespräch
Hallo Frau Gaß, welchen Film haben Sie zuletzt gesehen? Der letzte richtig gute war „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“.
Ihrer Filmografie entnehmend, haben Sie bereits seit 2003 an diversen Film-Projekten mitgewirkt. Was fasziniert Sie an dem Medium Film und was treibt Sie an? Das Medium Film vereint viele kreative Gewerke. Mich reizt es diese zusammenzubringen und für das Erzählen einer emotionalen Geschichte auszuloten. Das Bedürfnis vielschichtige Geschichten zu erzählen, die den Zuschauer tiefe berühren, trägt mich nun schon seit Jahren immer weiter. Tatsächlich hat auch dies wiederum viel mit der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gewerken zutun. Ich liebe es zu sehen, wenn Menschen für etwas brennen und zu spüren, wie ihre gebündelte Energie in ein geneinsames Werk fließt, um es zum Leben zu erwecken.
Sie arbeiten derzeit an vier eigenen und verschiedenen Projekten: Fine, The Voluntary Slave / Transit, Alice und Einfach sein. Wollen Sie Ihre Projekte kurz vorstellen und verraten worum es jeweils handelt? An FINE arbeite ich mit meinem Drehbuchautor Marcus Seibert. Der Film handelt von der jungen Berufstaucherin Kaya, deren Leben sich, nach einer lebensnotwendigen Herztransplantation, radikal verändert. Sie kommt sich selbst fremd vor, macht ihr neue Herz dafür verantwortlich und gerät erneut in einen lebensbedrohlichen Strudel. THE VOLUNTARY SALVE ist mein aktuelles Langzeit-Dokumentarfilm-Projekt. Es führt mich und wird den Zuschauer in eine uns nahen und doch so fremden Welt führen. Vor ein paar Jahren ist mein Protagonist, ein junger Zentralvietnamese, wie viele seiner Freunde, als Wirtschaftsflüchtling nach Deutschland gekommen, wurde hier von der deutschen Justiz beim Verkauf gefälschter Zigaretten auf der Straße überführt und ist kurz vor seiner Abschiebung auf illegalen Wegen erneut geflüchtet, um innerhalb Europas weiter nach einem sicheren Platz in der Gesellschaft zu suchen. Noch immer verstrickt er sich dabei, die drohende Abschiebung im Rücken, unaufhaltsam tiefer in die Kriminalität. An ALICE arbeite ich zusammen mit der Autorin Nataly Savina. Sie hat den Stoff an mich herangetragen und erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das von ihrer Mutter von Opern-Engagement, zu Opern-Engagement mit ungezogen wird. Alice befindet sich nun in ihrem Ablöseprozess, in der aufkeimenden Pubertät. Wie ihre Mutter, so muss nun auch sie sich mit den Themen Abschieden, Verlust und Tod auseinandersetzen. Mit EINFACH SEIN setze ich mich, nun auch schon seit längerem, dokumentarisch mit einer Paarbeziehung auseinander: Yvonne möchte ‚einfach Sein‘, ist transsexuell - Mann zu Frau, jedoch nicht operiert. Sowohl sie, als auch ihr Partner Oli, empfindet die Beziehung als heterosexuell. Sie passen in keine Schublade. Ich frage mich, wie weit die Gesellschaft bereits offen ist für Abweichungen von Lebenskonzepten, die der Gesellschaft bis vor kurzem auch noch fremd waren?
Wie bekommen Sie es hin, an Ihren vier Projekten plus anderen Arbeiten, zu arbeiten? Vor allem durch eine unendliche Ausdauer. Jedes Projekt braucht viel Zeit und Geduld. Aber nicht alle kommen gleichermaßen schnell voran, sie befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstufen, das führt dazu, dass ich mich mal dem einen, mal dem anderen mehr widmen kann. Auch ist meinem wunderbares Team dabei eine große Stütze. In bestimmten Phasen arbeiten meine beiden Spielfilm-Autoren z.B. alleine, während ich mich um die Dokumentarfilme kümmere.
Was bedeutet Glück und Zufriedenheit für Sie? Bauchgefühl und Kopf im Einklang zu wissen und authentisch und aufrichtig zu sein.
Bilden Sie einen Satz mit mindestens drei eigenen Filmtitel. ALICE kann in einem VERSPROCHEN ROSENGARTEN (Original: A Promised Rose Garden) FREIsPIELEN bis FINE LINIEN zieht und daraus 3 ITALIENISCHE KUNSTGÄRTEN werden.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen? Dass ich bald mein Spielfilm-Debut drehen kann und meine Lieben und ich lange und gesund leben können. Den dritten hebe ich mir auf ;-)
Vielen Dank für die Zeit und das Interview! :))
Die Filmografie
Im folgenden findest du die Filmografie von Lisa Violetta Gaß. (Stand von 2019) Die vollständige und aktuellste Liste an Filmen findest du auf ihrer Webseite: lisa-violetta-gass.de.
A Promised Rose Garden
Ein Film aus dem Jahre 2014 der sich mit der vietnamesischen Parallel-Welt in Berlin beschäftigt. "A Promised Rose Garden" bekam gleich 5 Awards.
Faltenwurf der Sonne
Eine kurze Dokumentation, die die Entstehungsgeschichte einer modernen Lagerhalle zeigt, die hauptsächlich aus Glas besteht und durch den Einsatz von integrierten Solarmodulen an der Fassade genügend Energie zur Selbstversorgung produziert.
Gisberta
Ein emotional aufwühlendes Werk über ein paar Jungen, die Sehnsucht nach Sexualität, gepaart mit eine großen Portion Eifersucht. Mit diesem Werk gewann Frau Violetta-Gaß gleich fünf Awards.
limpID
Es herrscht Krieg und in einem Luftschutzbunker hinter den feindlichen Linien verstecken sich fünf Soldaten für mehrere Wochen. Während die lang erwarteten Marschbefehle nicht eintreffen, sind sie gezwungen, ihre Zeit durch die Betonwände des Unterstands zu verschwenden. Ein Film aus dem Jahre 2008, der den „ifs Lola“ (Zuschauer-Award) von der ifs internationale filmschule köln einheimste.
freiSpielen
Lebensmüde
In einem Hotelzimmer prallen die unterschiedlichen Lebenssituationen zweier Frauen aufeinander.
treiben
Wie vielfältig, spannend und bunt verschiedene Charaktere sein können, zeigt der Film "treiben" aus dem Jahre 2007. In dem Werk tummeln und treiben sich die verschiedensten Menschen auf dem Kölner Domplatz herum. Skater, Pantomimen, Aktivisten, Touristen, Rikscha-Fahrer, Religiöse, Reisende und viele mehr. Ein Abbild einer bunten und vielfältigen Welt.
Linien
Ein Porträt der Künstlerin Agata Schubert aus dem Jahre 2006.
augenblick...mal
im Kurzfilm "augenblick... mal" dreht sich alles um einen jungen Mann, der plötzlich mit inneren Konflikten kämpfen muss und dabei ganz neue Seiten von sich entdeckt und kennenlernt. Das fünfminütige Werk aus dem Jahr 2005 im Rahmen des "29. Open Air Filmfest Weiterstadt 2005" und "Shorts at Moonlight 2006 Schloss Mainz und Altes Wasserschloss Hofheim" gezeigt.
warten
Ein Musikvideo aus dem Theaterstück „We like it hot“ für das Hessian State Theater.
Italienische Gärten
In "Italienische Gärten" dreht sich alles drei Kunstgärten; - in mitten Italiens. Eine 31-minütige Dokumentation aus dem Jahre 2003.
Offizielle Webseite
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