
Theo Boone und der unsichtbare Zeuge
Theo wurde die Leidenschaft zum Recht schon mit in die Wiege gelegt. Das liegt an seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und an seinen Eltern, die beide Anwälte sind. Mit seinen 13 Jahren hat sich Theo bereits ein beeindruckendes Wissen über das Justizwesen angeeignet. Als ein Mordprozess die ganze Kleinstadt in Aufregung versetzt, ist es klar, dass Theo dabei sein muss. Endlich kann er einen großen Prozess hautnah verfolgen! Der Staatsanwalt kann die Klage aber nur auf Indizien stützen, welche die Verteidiger schnell entkräften. Fast sieht es so aus, als würde der Angeklagte Pete Duffy davon kommen – mit dem perfekten Verbrechen. Doch dann wendet sich ein Augenzeuge an Theo. Allerdings möchte dieser anonym bleiben und verpflichtet ihn zum Stillschweigen. Kann Theo ein falsches Urteil abwenden, ohne den Zeugen zu verraten?
Der jüngste Anwalt, den es gibt
Zur Schule zu gehen, findet Theodore Boone, genannt Theo, langweilig. Am liebsten würde er gleich so richtig loslegen. Entweder als berühmter Prozessanwalt oder als weiser Richter – da ist er sich noch nicht ganz sicher. Wann immer es ihm möglich ist, hält sich Theo im Gericht auf. Vom Hausmeister bis zum höchsten Richter kennt er jeden dort. Er sieht bei öffentlichen Verhandlungen zu oder beobachtet schlicht die mit wichtiger Miene umher hastenden Menschen. Theos Eltern sind selbst vielbeschäftigte Anwälte und führen eine eigene Kanzlei, in der Theo sogar ein Büro hat. Na gut, eigentlich ist es eine etwas bessere Besenkammer. Bevor Theo den Raum in Beschlag genommen hat, wurden dort alte Gesetzesbücher aufbewahrt; nun erledigt er seine Hausaufgaben dort und empfängt gelegentlich auch Mandanten. Meistens berät er die Mandanten aber direkt vor Ort – in der Schule. Theo hat für jeden ein offenes Ohr und immer einen passenden Rat. Egal, ob es um einen weggelaufenen Hund geht, den das städtische Tierheim eingesammelt hat, um die Scheidung der Eltern oder um andere Probleme, Theo hat immer einen Rat. Seine Mitschüler wissen das zu schätzen, auch wenn sie sich gerne mal über ihn lustig machen. Das jedoch nimmt Theo mit Humor und er freut sich, wenn er helfen kann. Er weiß, wo seine Leidenschaft liegt. Wo andere von Endspiel- oder Konzertkarten träumen, träumt Theo von großen Prozessen. Davon gibt es natürlich nicht viele in einer Kleinstadt wie Strattenburg, aber morgen würde so einer beginnen. Ein Mordprozess und damit der aufregendste Fall, den Theo je erlebt hat.
Ein überraschender Zeuge
Der Geschäftsmann Pete Duffy wird des Mordes an seiner Frau angeklagt. Grundlage dafür sind gesammelte Indizien der Staatsanwaltschaft: Duffys Geschäfte liefen schlecht, er war verschuldet, bekam Druck vonseiten der Banken. Für seine Frau hatte Duffy eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen; zudem gab es Probleme in der Ehe. Doch all diesen Hinweisen nimmt die Verteidigerseite schnell den Wind aus den Segeln. Offenkundige Beweise gibt es keine. Theo ist sich dennoch sicher: Duffy ist schuldig. Aber was ist mit dem Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“? Irgendetwas stimmt mit diesem Fall nicht. Und dann ist da noch dieser unheimliche Ermittler Mr. Cheepe, der für die Verteidigung arbeitet. Wieso hat ausgerechneter DER seine Finger im Spiel? Der Prozess schreitet voran. Fast findet sich Theo damit ab, dass das Rätsel um diesen Fall ungelöst bleiben wird. Bis eines Abends Julio, ein Junge aus Theos Schule, ihn in der Kanzlei aufsucht und erklärt, etwas über diesen Fall zu wissen. Durch ihn erfährt Theo, dass es einen Augenzeugen gibt. Das Problem ist nur: Der Zeuge ist ein illegaler Einwanderer und will sich aus Angst vor den Behörden nicht offiziell melden. Theo seinerseits will professionell damit umgehen und das Anwaltsgeheimnis wahren. Wie kann er verhindern, dass Duffy freigesprochen wird, ohne seinen Mandanten zu verraten? Und würde das überhaupt so kurz vor dem Prozessende noch etwas bewirken?
Jugendbuch-Held der etwas anderen Art
Theo wächst behütet auf, aber nicht wohlhabend. Seine Eltern legen Wert auf einen strukturierten, routinierten Alltag, lassen Theo aber gleichzeitig auch seinen Freiraum. Er hat das Herz am rechten Fleck und hilft gerne, nicht nur mit juristischem Rat, sondern auch praktisch. Dabei weiß er, wo seine Grenzen liegen und empfiehlt Anwälte, zu denen seine Mandaten „wechseln“ können. Manchmal wirkt Grishams Protagonist allerdings etwas altklug und kommt mitunter auch sehr brav rüber. Wenn er dann aber mit seinem Bike durch die Straßen rast und dabei Abkürzungen über Grundstücke nimmt oder versucht, sich krank zu stellen, um beim Prozess zuschauen zu können, ist Theo doch ein typischer Teenie. Er trägt eine Zahnspange, die ihm zuwider ist, und sein bester Freund ist Judge, eine undefinierbare Promenadenmischung. Spitzfindig loggt Theo sich über den Kanzlei-Account seiner Eltern ein, um auf Prozesslisten oder Festnahmen zuzugreifen. Im Gerichtsgebäude hat er ein geheimes Versteck ausfindig gemacht, um bei Verhandlungen lauschen zu können und er schwärmt für eine hübsche Beamtin. Diese Wesenszüge und Umstände machen Theo für junge Leser ansprechend. So können sie sich trotz seiner anwaltlichen Ader in ihn hineinversetzen. Vor allem, wenn Theo unter der verzwickten Situation zu verzweifeln droht, fühlen die Leser mit ihm.
Grisham für Einsteiger
„Theo Boone“ ist ein Jugendroman und kein Grisham für Erwachsene. Daher ist die Handlung eher einfach gehalten und geradlinig und so verläuft auch die Geschichte. Der Erzählton ist ruhig, unerwartete Wendungen gibt es nicht. Der eine oder andere Leser mag ein wenig Action vermissen, auf der anderen Seite kommt die Geschichte dadurch seriös rüber. Sie driftet nicht ins Überzogene ab und das ist angenehm. Für Spannung sorgen die Kreuzverhöre, bei denen man als Leser schon ins Zweifeln kommt, ob der Angeklagte nun schuldig ist oder nicht. Nebenbei wird einem die Macht eines gekonnt vorgetragenen Plädoyers bewusst. In seiner Geschichte vermittelt Grisham zudem viel Hintergrundwissen. Durch Theo erklärt er viele rechtliche Abläufe, von einer Hypothek bis zu einem fehlerhaften Prozess. Die Ausdrucksweise ist klar, gut verständlich und kommt ohne Fachbegriffe aus. Ab und an gehen die Erklärungen ins Detail; gelegentlich verliert Grisham sich in Beschreibungen. Dafür wird es umso interessanter, wenn es um psychologische Details geht, wie die Kleiderwahl von Anwalt und Angeklagtem, das Auftreten vor Gericht und das Einüben von Gestik und Mimik, um die Jury zu gewinnen. „Theo Boone und der unsichtbare Zeuge“ bietet also leichte Spannung, aber keine große Action. Der Roman ist eine lebensnahe Einstiegslektüre in die Welt der Justizkrimis für ein junges Publikum. Sie bietet sich vor allem für Leser an, die Geschichten ohne Gewalt, Grusel oder Mystik bevorzugen. Einige Punkte in der Geschichte und auch das Ende bleiben offen. Das weckt die Neugier auf die nächsten Bände und soviel sei schon verraten: In denen geht es mehr zur Sache.
Bestseller am laufenden Band
Der Bestseller-Autor John Grisham wurde 1955 in Arkansas geboren, als das zweite von fünf Kindern. Er wuchs unter einfachen Verhältnissen auf, studierte später zunächst Rechnungswesen, dann Jura. Als Anwalt praktizierte er mehrere Jahre lang und spezialisierte sich dabei auf Strafverteidigung und Körperverletzung. 1983 nahm er politische Ämter für die Demokratische Partei in Mississippi auf. Bei einem Prozess hörte Grisham der Zeugenaussage eines minderjährigen Vergewaltigungsopfers zu. Danach fing er an darüber zu schreiben, wie es hätte ausgehen können, wenn der Vater des Opfers an den Angreifern Selbstjustiz geübt hätte. Für seinen ersten Roman stand er jeden Morgen um fünf Uhr auf, um vor der Arbeit noch ein paar Stunden schreiben zu können. Drei Jahre brauchte es, bis seine Arbeit an „A Time to Kill“ („Die Jury“) 1988 fertig war. Sein Buch wurde von über 20 Verlagen abgelehnt und schließlich 1989 in einer kleinen Auflage (5.000 Exemplare) veröffentlicht. Drei Jahre später erfolgte die Veröffentlichung in Deutschland. Noch am selben Tag, als Grisham seinen ersten Roman abschloss, begann er mit der Arbeit an seinem zweiten Buch „Die Firma“. Hierfür verkaufte er für über eine halbe Million Dollar die Filmrechte, woraufhin Grisham bei den Verlegern überaus angesagt war. 1991 wurde „Die Firma“ der meistverkaufte Roman und war 47 Wochen auf der New York Times-Bestsellerliste. Im selben Jahr hängte Grisham seine Robe an den Haken und legte die politischen Ämter nieder, um sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen. Seitdem schrieb er jedes Jahr ein Buch – immer Bestseller. Seine Bücher wurden in 40 Sprachen übersetzt, zehn davon bisher verfilmt. Zu Recht gilt Grisham gilt als Schöpfer der Justiz-Thriller in den 80er Jahren. Inzwischen bedient Grisham aber auch andere Genres. Sein Roman „Die Farm“ („A painted House“, 2001) ist autobiografischer Natur. Es folgten Sport- und Familienromane, ein Sachbuch und andere Geschichten. Die Jugendbuchreihe „Theo Boone“ gibt es seit 2010. Seine Tochter inspirierte ihn dazu.

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