

Hey, Milla! Mein geheimer Wünschesommer
Schule in den Ferien? Was für eine blöde Idee ist das denn bitte?! Milla ist davon jedenfalls nicht besonders angetan. Obwohl ... vielleicht ist die Idee doch gar nicht so verkehrt. Immerhin könnte dieses Ferieninternat eine Möglichkeit sein, die Förderklasse zu vermeiden, in die sie nach den Sommerferien gehen soll. Und außerdem hätte Papa dann Zeit sich zu verlieben. Ihre Lehrerin sagt nämlich, Milla bräuchte dringend eine „gescheite Struktur“ und für die kann eine neue Mutter bestimmt sorgen. Milla kommt zu dem Schluss, dass an dieser Ferienschule wohl kein Weg vorbeiführt und erklärt sich einverstanden, die Ferien in der Schule auf dem Land zu verbringen. Doch statt dicke Bücher und Förderprogramme wartet dort ein richtig abenteuerlicher Sommer auf Milla…

Ameisen-Ärger und Schul-Alptäume
Milla ist fast zehn Jahre alt und heißt eigentlich Emilia Freitag. Aber Milla ist ihr Indianername – Milla Mutig, um genau zu sein. Wie man zu einem Indianernamen kommt? Das ist eine spannende Geschichte, die Milla gern erzählt. Sie hat sowieso immer ganz viele Geschichten im Kopf. Am liebsten erzählt sie die ihrem Hund Lupo oder ihrem Papa Max. Max ist der coolste Papa, den man sich nur vorstellen kann: Er ist lustig, kann kochen, toll zeichnen und sogar Zöpfe flechten. Seit dem Tod der Mutter sind Milla und ihr Papa ein super Team. Nur an der Pünktlichkeit hapert es ein wenig und so beginnen die Tage nicht selten mit einem panischen „Hilfe, wir haben verschlafen!“ Dass dringend eine gescheite Struktur her muss, findet Millas Lehrerin schon lange. Und genau hier beginnt die Geschichte, am letzten Donnerstag vor den Sommerferien.
In der Schule läuft es gerade eher nicht so gut. Wieder einmal hat die gnadenlose Frau Lampe Milla zum Vorlesen aufgefordert. Wie immer, wenn Milla zu lesen versucht, verwandeln sich die Buchstaben in kleine, schwarze Ameisen, die einfach von der Buchseite krabbeln. Obendrein sind die Viecher auch noch wirklich fies und machen sich über Millas Lese-Rechtschreib-Schwäche lustig. Inzwischen fängt die ganze Klasse an zu lachen und Milla stürzt unter Tränen aus dem Klassenzimmer. Bestimmt muss sie nach den Ferien in diese Förderklasse zu Frau von Teufel. Ihre Freundin Angie sagt, die Klasse sei die absolute Hölle. Was für ein Alptraum!
Der Sommer beim verrückten Onkel
Dank einer Kollegin kommt Papa auf die Idee, dass vielleicht eine Ferienschule weiterhelfen könnte. Milla ist entsetzt. Ist das etwa sein Ernst? Sie stimmt aber zu, sich die Schule wenigstens mal anzusehen und so fahren die beiden nach Bergaudorf – dem Ort, in dem ihre Mutter einst aufwuchs. Aus der Ferne sieht Milla das alte Schulgebäude auf dem Berg thronen. Einen spaßigen Eindruck macht das schon mal nicht. Früher war die Schule ein Kloster, erzählt Papa. Da kommen Milla sofort quietschende, schwere Holztüren, vergitterte Fenster und Gemälde von alten Nonnen in den Sinn.
Das klingt ja super gruselig und es würde sie nicht wundern, wenn es dort auch spukt. In ihrem Hals bildet sich ein dicker Kloß. Der Direktor hat Milla und Papa Max schon erwartet. Er stellt sich als Dr. Sauerhansel vor – und genau so sieht er auch aus. Nach der Führung mit dem Direktor dreht sich alles in Millas Kopf. Was soll sie nur tun? Entweder geht sie nach den Ferien in die Höllenklasse oder sie zieht die Sache mit dem spaßbefreiten Gruselinternat durch. Immerhin könnte Papa sich dann verlieben; das käme gelegen, um Angies Idee mit der neuen Mutter umzusetzen.

Milla ist ganz durcheinander, deswegen geht Papa mit ihr erst mal ein Eis essen. Weil Eis immer hilft. In der kleinen Eisdiele lernt Milla ein paar Bewohner von Bergaudorf kennen und hört Geschichten von ihrem verrückten Onkel Charlie, den sie bisher noch gar nicht kennengelernt hat. Noch vier Tage bis zu den Ferien. Die typische Vorfreude will sich bei Milla aber nicht so recht einstellen. Sie hat immer noch keine Ahnung, wie sie sich entscheiden soll. Angie bezeichnet das Ganze als klassische „Lose-lose-Situation“. Wozu würde Mama ihr wohl raten? Milla beschließt, es mit der Ferienschule auszuprobieren. Außerdem ist da diese nette Kollegin von Papa und zusammen sollen die beiden an einem wichtigen Projekt arbeiten.
Das kommt ja schon wie gerufen. Am ersten Ferientag geht's los. Milla steigt in den Zug, der sie nach Bergaudorf ins Internat bringen soll. Doch wegen eines unerwarteten Zwischenfalls muss Milla früher aussteigen. Sie legt den restlichen Weg zu Fuß zurück und sucht ihren Onkel auf. Vielleicht kann sie erst mal eine Weile da bleiben und vielleicht kann ihr Onkel auch dabei helfen, die frechen Ameisen in den Griff zu kriegen...
Tagebuch mit bayrischem Touch
Milla ist eine Heldin zum Liebhaben. Junge Leserinnen können sich gut in das aufgeweckte Mädchen mit der übersprudelnden Fantasie hineinversetzen. Dass Milla mit dem Lesen und Schreiben Schwierigkeiten hat und sich diesen stellen muss, macht sie zu einer authentischen Protagonistin. Auch ihr Vater wird sehr sympathisch dargestellt. Spätestens als der Direktor ihm verspricht, Milla nach den Sommerferien nicht wiederzuerkennen, schleicht sich Millas Papa mit seinem Konter ins Leserherz: „Also, wenn das so ist, Herr Dr. Sauerhansel, dann kommt Ihr Institut für meine Tochter leider nicht infrage. Ich lege nämlich sehr viel Wert darauf, dass ich sie immer wiedererkenne!“ Papa Max liebt seine Tochter mit allen Stärken und Schwächen und hat Vertrauen in sie, dass sie ihren Weg finden wird. Von der Ausdrucksweise her könnte tatsächlich eine fast Zehnjährige ihre Geschichte erzählen.

Katharina Schöde schreibt locker, flüssig und gut verständlich. Englische oder typisch bayrische Formulierungen, die ab und zu mal auftauchen, erklärt Milla gleich anschließend. Ihre gedanklichen Einschübe und manche Ausdrücke bzw. Geräusche sind durch andere Schriftarten hervorgehoben. So bekommt Millas Geschichte ein richtiges Tagebuch-Feeling. Passend dazu sind die schwarz-weiß Illustrationen, die ein bisschen Retro rüberkommen. Sie geben Millas Stimmung wieder und versetzen den Leser in das Klassenzimmer mit der gnadenlosen Lehrerin oder in ein idyllisches Dörfchen, wo jeder jeden kennt. Kleine Bilder am Seitenrand und bei den Überschriften lockern den Text noch zusätzlich auf. Alles in allem ist „Hey, Milla“ ein liebevoller Sommerroman mit bayrischem Touch für Kinder ab 8 Jahren.
Milla klärt auf
Schöde greift das Thema Lese-Rechtschreib-Schwäche aufschlussreich und anschaulich auf. Die Beschreibung von fiesen Ameisen, die die einzelnen Buchstaben verschleppen oder vertauschen, machen dem Leser die Problematik der LRS verständlich. Zudem singen die Ameisen gemeine Lieder über Milla, wodurch gezeigt wird, wie auch das Selbstwertgefühl des Betroffenen darunter leiden kann. Die drei gemeinsten Ameisen werden im Text durch ein verwackeltes, fett gedrucktes Schriftbild in Szene gesetzt. Das unterstreicht zum einen deren boshaften Charakter, zum anderen vermittelt es dem Leser wie es sich anfühlen mag, wenn die Buchstaben nicht still stehen wollen. Gleichzeitig beschreibt die Autorin humorvoll, wie Milla in ihrer plietschen Art mit der Legasthenie umgeht. Gelegentlich versucht sie sich mit Ausreden durchzumogeln wie: „Ich gehöre einer Religion an, die das Lesen und Schreiben ablehnt“.
Schöde zeigt aber auch auf, was es für den Alltag bedeutet, nicht lesen zu können: So weiß Milla nicht, in welche Richtung sie gehen soll, weil ihr die Straßenschilder nicht weiterhelfen oder sie muss ein Rote-Beete-Chilli-Eis essen, das sie aufgrund der pinken Farbe ausgewählt hat. Bei all den Schwierigkeiten ist es wichtig, das Selbstbewusstsein nicht zu verlieren. Das hat bei Milla schon ziemlich gelitten und Onkel Charlie ist es, der er ihr wieder Mut macht. „Du darfst dich nicht drum scheren, was die anderen meinen – nur Angst darfst keine haben“, sagt er einmal zu Milla. Mit seiner Hilfe stellt sie sich ihrer Schwäche auf eine andere Art. Durch das Buch wird deutlich, dass Legasthenie einfach nur eine Schwäche ist, wie jede andere auch.
Ein Mensch, der daran leidet, ist nicht dumm. Er hat einfach nur andere große Stärken. Legasthenie ist weder ein Grund sich darüber lustig zu machen, noch sich dafür zu schämen. Und weil das Problem der LRS häufiger vorkommt, als manch einer vermutet, ist „Hey, Milla“ ein gelungener Beitrag zur Aufklärung.
Bücher, Filme, Freundschaftswunder
Katharina Schöde, geboren in Köln, studierte zunächst an der Freien Universität Berlin Theaterwissenschaften und später Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Seit 2008 arbeitet sie als Produzentin bei mem-film in Berlin. Mittlerweile hat Schöde als Produzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin an einigen TV- und Kinofilmen mitgewirkt, unter anderem verfilmte sie Kerstin Giers „Rubinrot“ und „Saphirblau“.
Die junge Zielgruppe ist Schöde besonders wichtig. Sie ist selbst Mutter und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Im Februar 2021 erschien von „Hey, Milla“ der zweite Band (Mein perfektes Freundschaftswunder).

Fakten zum Buch
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