Emma mag die Nacht und vor allem mag sie ihre Gute-Nacht-Geschichten. Denn nur in der Dunkelheit kann man wunderbare Geschichten voller Abenteuer erleben. Eine [...]
Mein Freund Pax
Der Freundschaft auf der Spur
Der Halbwaise Peter ist ein nachdenklicher Junge mit einem besonderen Freund. Er war sieben Jahre alt, als er einem neugeborenen Fuchs das Leben rettete und ihn Pax taufte. Von da an sind Peter und Pax unzertrennlich. Oder? Als sich ein Krieg anbahnt, stellt Peters Vater sich in den Dienst und Peter muss zu seinem Großvater – ohne Pax; denn der Vater besteht darauf, ihn freizulassen. Nur, wie soll ein zahmer Fuchs in der Wildnis überleben? Als Peter erkennt, dass es falsch war, seinen besten Freund zu verlassen, beschließt er, sich auf den 300 km langen Fußmarsch zurück nach Hause zu begeben, um Pax wiederzufinden. Allerdings droht der Krieg sich immer weiter in diesem Gebiet auszubreiten. In dieser ergreifenden wie ernsten Geschichte folgt der Hörer Peters Reise, die zugleich auch eine Reise zu sich selbst ist.
Von richtigen und falschen Opfern und dem Wachsen an Schwierigkeiten
Pax spürt das etwas nicht stimmt, als Peters Vater mit ihm und seinem Jungen zu einer alten Fabrik am Waldrand fährt. Aber als sie aussteigen zieht Peter Pax‘ Lieblingsspielzeug aus der Hosentasche. „Dann sind sie ja doch zum Spielen hergekommen“, denkt Pax. Peter holt aus, wirft das Spielzeug in den Wald hinein und Pax macht sich eifrig auf die Suche, wenn auch etwas erschrocken über die vielen unbekannten Gerüche und Geräusche. Als Pax die Spielfigur findet und zurückkommt, sieht er nur noch den aufwirbelnden Staub des davonfahrenden Autos und seinen Jungen Peter, der weinend die Arme aus dem Seitenfenster streckt und Pax‘ Namen ruft.
Nun soll Peter das nächste halbe Jahr bei seinem Großvater verbringen, der stets so wirkte, als ob er jeden Moment aus der Haut fahren könne – ähnlich wie Peters unnahbarer Vater, der nach dem Tod seiner Frau ebenfalls von einer unterschwelligen Wut geprägt wird. Peters Großvater erklärt ihm, dass im Krieg jeder seine Pflicht erfüllen müsse. Die Pflicht von Peters Vater sei es, seinem Land zu dienen und die von Peter, sein Zuhause zu verlassen. Aber Peter zweifelt an diesen Worten. War es richtig, Pax zurückzulassen? Eine plötzliche Angst überkommt ihn, die wie eine zusammengerollte Schlange in ihm lauert und ihm flüsternd ins Ohr zischt: „Etwas Schlimmes wird geschehen, weil du nicht da bist, wo du sein solltest.“ In einer alten Blechkiste findet Peter ein altes Foto seines Vaters, das diesen als Kind mit einem Hund zeigt. Der Großvater erzählt, dass die beiden früher unzertrennlich gewesen seien. Aber was waren denn Peter und Pax? Waren sie „zertrennlich“? Nein! Den Jungen und seinen Fuchs verbindet etwas ganz besonderes; Peter weiß nicht einfach, wie Pax sich fühlt – er fühlt es selbst. Ihm wird klar, dass es falsch war, seinem Vater zu gehorchen und Pax zu verlassen. Er handelt entschlossen, packt seinen Rucksack mit persönlichen Sachen, Vorräten und etwas Ausrüstung und macht sich noch am selben Abend auf den langen Weg zurück nach Hause. Mit einer Abkürzung Querfeldein kann er es schaffen, in einer Woche da zu sein. Pax wird auf ihn warten.
Nur scheint es gleich am ersten Tag, als würde Peter auffliegen. Dann verliert er wertvolle Zeit, als er in einem Versteck einschläft. Abends setzt er seinen Fußmarsch fort, stolpert jedoch in der Dunkelheit im Moor und bricht sich den Fuß. Unter Schmerzen zieht er sich in eine Scheune zurück. Am nächsten Tag wird er von einer seltsamen, unheimlich wirkenden Frau entdeckt – Vola. Sie versorgt ihn provisorisch und schickt ihn zurück zu seinem Großvater. Kaum los gegangen, kehrt Peter wieder um zu Vola und beharrt darauf, dass sie ihm helfen soll, ihn für seine weitere Reise fit zu machen. Er muss seinen Fuchs finden! Widerwillig stimmt sie zu – jedoch nur unter drei Bedingungen, die Peter erfüllen muss. Dabei hat er doch eigentlich keine Zeit dafür!
Vola selbst hat nach ihrem Einsatz als Sanitäterin in einem früheren Krieg traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und diese mit einem Teil ihrer Persönlichkeit bezahlt. Um herauszufinden, wer sie überhaupt ist und was sie im Leben will, lebt sie zurückgezogen auf der Farm ihrer Großeltern im Wald.
Peter ist derjenige, der er schließlich wagemutig die Augen öffnet. Während Peter und Vola die Tage miteinander verbringen, stellt Peter überrascht fest, dass er zum ersten Mal einen ganzen Tag lang nicht an Pax gedacht hat.
Währenddessen versucht sich Pax im Wald zurechtzufinden; er entdeckt Instinkte, die ihm innewohnen, die er aber bis jetzt nicht gebraucht hat. Er trifft auf Bristle, eine Füchsin, die ihm und seinem Menschengeruch gegenüber äußerst skeptisch eingestellt ist, auf ihren kleinen, verspielten Bruder Runt und ein wenig später auch auf den alten Fuchs Grey. Bristle und Grey warnen Pax von der Falschheit und Rücksichtslosigkeit der Menschen. Pax erinnert sich an Peters Vater, auch an ihm ist Pax die Kluft zwischen Lächeln und Verhalten aufgefallen, dieser bittere Geruch der Täuschung. Aber ist Peter nicht anders?
Mit der Zeit erkennt Pax das falsche Spiel, das Menschen mitunter treiben und sieht es schließlich auch im Abschied von Peter. Dennoch lässt er sich nicht verunsichern. Er muss zurück zu Peter und ihn finden, bevor der Krieg dieses Gebiet erreicht! Grey will ihn begleiten, um für sich und seine Gefährtin einen besseren Ort zu finden. Er hat die Menschen schon lange genug beobachtet und weiß, was auf sie zukäme, wenn sie bleiben würden. Krieg, so sagt Grey, ist einer Krankheit ähnlich, die ab und zu Füchse befällt und sie dazu bringt, Fremde anzugreifen und ihre gewohnte Lebensweise aufzugeben. So verursachen auch die kriegskranken Männer Chaos und Zerstörung.
Nach einiger Zeit verlassen Pax die Lebensgeister; seit Tagen hat er nichts Richtiges gegessen. Wozu auch? Einzig der Gedanke an seinen Jungen lässt ihn durchhalten.
Mit Hilfe seiner Freunde lernt Pax immer besser, sich in der Wildnis zurechtzufinden, jedoch bekommen auch die Tiere die Kriegswirren mit all ihrer Gnadenlosigkeit spüren.
Pennypackers wunderschöner Härtefall
Sara Pennypackers Geschichte geht zu Herzen und damit unter die (zartbesaitete) Haut. Sie ist wunderschön und poetisch geschrieben, mal aus der Sicht Peters und mal aus der von Pax. Das macht die Story abwechslungsreich, spannend und lässt auf das Aufeinandertreffen der beiden hin fiebern. Sie gibt dem Hörer Einblicke in Peters Gefühlswelt sowie in das Leben eines Fuchses, das gut recherchiert wurde und glaubhaft rüberkommt. Als Hörer hat man nicht das Gefühl, dass die Tiere vermenschlicht wurden.
In der Ausdrucksweise ist Sara Pennypacker trotz der Poesie einfach und verständlich. Gerade das verleiht der Geschichte ihre Besonderheit und macht sie zeitlos und wertvoll.
Dabei ist sie nicht unbedingt für sensible Kinder und auch weniger als Bettlektüre geeignet. Empfohlen ist sie zwar ab 10 Jahren, dann sollten die Kinder aber sehr gefestigt und verstandesmäßig weit sein.
Trotz oder gerade wegen ihrer Aufrichtigkeit weckt die Geschichte gemischte Gefühle. Gleichermaßen tiefgründig wie melancholisch hallen die Erlebnisse von Peter und Pax noch lange nach – auch bei Erwachsenen. „Mein Freund Pax“ zwingt geradezu zum Nachdenken.
Die Schwerpunkte liegen zwar bei den Themen Freundschaft und Menschlichkeit, dennoch herrscht Krieg und er ist allgegenwärtig. Auch im Leben von Peter und Pax spielt er eine immer größer werdende Rolle. Und mit dem Krieg kommen auch die Folgen, die dieser mit sich bringt: sachlich, aber unverblümt berichtet die Geschichte von Tod, Verstümmelung und Verletzungen und hat es somit ganz schön in sich. Die Story mutet etwas zu, aber gibt genauso viel mit; so schildert Pennypacker sehr berührend die Bindung zwischen Mensch und Tier, erzählt über Ängste, davon, über sich hinauszuwachsen und davon, sich zu öffnen. Diese Geschichte kommt mit einer sanften Wucht daher, die für den Hörer oder Leser einschneidend sein und dessen Denken dauerhaft beeinflussen kann.
Die Autorin Sara Pennypacker ist künstlerisch in vielerlei Hinsicht talentiert: Mehrere Jahre arbeitete sie als Malerin, bis sie sich entschloss zu schreiben. Inzwischen zählt sie zu den bekanntesten Kinderbuchautorinnen Nordamerikas und hat einige Auszeichnungen erhalten, darunter den LovelyBooks Leserpreis 2017 für „Mein Freund Pax“ und den Golden Kit Award. Mit ihrer Clementine-Reihe hat sie es auch auf die New York Times Bestseller-Liste geschafft. Sara Pennypacker ist übrigens selbst Mutter und sie ist gern am Wasser. Am liebsten schwimmt sie im Meer und wenn das nicht geht, sucht interessante Dinge am Strand.
Die harmonische Klaviermusik zwischen den Kapiteln rundet das Hörbuch ab. Der Sprenkel auf dem I ist allerdings dem Schauspieler Jacob Weigert zu verdanken, der das Hörbuch liest. Seine ergreifende und fesselnde Interpretation unterstreicht den Charakter von „Mein Freund Pax“: intensiv, ehrlich und bitter-süß.
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